Merino-Wolle

Merino – Die besondere Schafwolle

Materialkunde

Wer viel Sport macht und sich viel in der freien Natur aufhält und bewegt, der weiß die guten Eigenschaften dieser besonderen Wolle vom Merinoschaf zu schätzen. Denn die Naturfasern werden gerne in Sport- und Outdoor-Bekleidung verwendet. Warum dies so ist, woher die Merinowolle eigentlich kommt, warum die Faser auch für Hobby-Strickende so wertvoll ist und warum man Merino nicht mit herkömmlicher Wolle vom Schaf vergleichen kann, erfährst Du im folgenden Beitrag.

Worum handelt es sich bei Merino eigentlich?

Bei Merino handelt es sich um die Schurwolle der gleichnamigen Schafsart, dem Merinoschaf. Hierbei handelt es sich um ganz besonders weiche, leichte und dünne Fasern, die auch sehr extremen Temperaturschwankungen standhalten und mit der Stricknadel sehr angenehm zu verarbeiten sind. So kann man ein Kleidungsstück aus Merinofasern sowohl im Sommer als auch im Winter tragen. Dies liegt an der Form und der Struktur der Wolle. Die Fasern sind sehr stark gekräuselt. Dadurch legen sie sich eng übereinander und bilden Luftkammern. In diesen Luftkammern wird die Körperwärme eingeschlossen. So entsteht ein Effekt, der sowohl temperaturregulierend als auch isolierend wirkt. Luft gibt Wärme nicht nach außen ab, sondern schließt sie ein.

Hier könntest Du Dir die Frage stellen, ob die Wolle vom Merinoschaf dann auch an warmen Tagen geeignet ist. Dies ist mit einem klaren Ja zu beantworten, denn ein Kleidungsstück aus Merino kann Feuchtigkeit bis 33 % des Eigengewichts in den Fasern speichern. Die Wollfasern schließen die Feuchtigkeit ein und die Oberfläche bleibt trocken. So nimmt sie Regen oder Schweiß auf, ohne dass sich das Kleidungsstück nass anfühlt. Durch die warme Sommerluft verdunstet die Feuchtigkeit auf der äußeren Oberfläche und die Verdunstungskälte wirkt erfrischend und angenehm auf der Haut. Der hohe Feuchtigkeitstransport ist aber nur gegeben, wenn die verarbeiteten Garne einen hohen Wollanteil besitzen.

Sommermode mit Wolle aus Merino
© Анастасия Каргаполов – stock.adobe.com

Die guten Eigenschaften der Wolle vom Merinoschaf

Die Wolle vom Merinoschaf besitzt viele weitere gute Eigenschaften neben der Wärmeisolierung, der Kühlung durch Feuchtigkeit und dem Feuchtigkeitseinschluss, die bereits weiter oben beschrieben wurden. So bieten die weichen Fasern einen sehr guten Tragekomfort, denn Merino kratzt nicht und fühlt sich angenehm auf der Haut an.

Auch, wer viel in seiner Kleidung aus Merinowolle schwitzt, etwa beim Outdoorsport, wird kaum einen unangenehmen Geruch verspüren. Dies liegt an der schuppigen Oberfläche der Fasern, auf denen sich die Bakterien, die sich im Schweiß befinden, nicht festsetzen können. Denn diese Bakterien sind durch ihre Zersetzung ursächlich für den unangenehmen Schweißgeruch. So sagt man der Merinowolle auch nach, dass sie sich aufgrund der zwei unterschiedlichen Zelltypen, aus denen sie zusammengesetzt ist, selbst reinigen kann. Dieser Reinigungseffekt entsteht dann, wenn die beiden Zelltypen bei Bewegung des Kleidungsstückes aneinander reiben.

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Weitere gute Eigenschaften der Wolle des Merinoschafs sind:

  • sie knittert nicht,
  • sie ist nur schwer entflammbar,
  • eine elektrostatische Aufladung ist nicht möglich,
  • sie besitzt einen natürlichen UV-Schutz,
  • sie ist biologisch abbaubar,
  • es ist eine nachhaltige Faser, da erneuerbar.

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Die Pflege von Merino-Schurwolle

Da es sich bei der Wolle um ein Produkt aus Schafwolle handelt, solltest Du diese nicht oft waschen. Der Vorteil hierbei ist, dass die Fasern grundsätzlich nicht schnell Gerüche annehmen und daher auch nach vielem und langem Tragen noch frisch wirken. Dazu musst Du die Kleidung einfach nur regelmäßig auslüften. Dies gelingt am besten im Freien und bei einer feuchten Witterung. In diesem Fall greift der bereits beschriebene Selbstreinigungseffekt der Fasern am besten, besonders wenn es auch ein wenig windig ist. Lässt Du Deinen Pullover aus Merino oder Schurwolle einfach im Wind flattern, riecht er danach wieder angenehm frisch.

Kleidung aus Merino auf der Wäscheleine
© Gina Smith – stock.adobe.com

Muss die Wolle doch einmal gewaschen werden, dann sollte man hierbei sehr vorsichtig vorgehen:

  • Etikett nachschauen: maschinenwaschbar oder nicht?
  • eigene Strickteile nur mit Hand waschen
  • nicht wringen, sondern austropfen lassen
  • idealerweise liegend aufhängen
  • bei Waschmitteln darauf achten, dass keine Enzyme enthalten sind
  • keine Bleichmittel oder Weichspüler verwenden
  • nicht in den Trockner geben

Sind sichtbare Flecken vorhanden, dann kannst Du diese idealerweise sofort mit Gallseife oder einem für Merinowolle geeigneten Waschmittel betupfen, sanft einarbeiten und nach 15 Minuten wieder auswaschen. Das Wasser sollte hierbei auf keinen Fall heiß sein.

Handwäsche für Merino
© Kirill Gorlov – stock.adobe.com

Der Ursprung des Merinoschafs

Merinoschafe sind in Europa nicht beheimatet. Ihr ursprünglicher Lebensraum liegt in Südafrika, Südamerika, Neuseeland und Australien. Große Herden sieht man mittlerweile aber auch in Süddeutschland und Spanien und machen mittlerweile den größten Anteil aller Schafsrassen aus. Die Schafe werden zweimal im Jahr geschoren. Bei der Merinowolle musst Du vor allem auf die Herkunft und somit auf den Schutz der Tiere achten. Handelt es sich um sogenannte Mulesing-Merino-Wolle, ist davon abzuraten, diese zu erwerben. Denn bei dem Mulesing-Verfahren, das in der Regel in Australien von den Landwirten zum Einsatz kommt, entfernt man den Tieren in einem schmerzhaften Verfahren die überschüssige Haut am Hinterteil. So vermeidet man, dass sich Fliegenlarven einnisten. Für die Schafe ist dies jedoch eine Prozedur, die man verhindern kann, wenn man entsprechende Wollprodukte nicht kauft.

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Die Schafe erreichen ein Gewicht zwischen 80 und 140 kg. Die Wolle zeigt eine reinweiße Farbe. Dadurch ist die Faser auch sehr gut geeignet, um in verschiedenen Farben, auch in Pastelltönen, eingefärbt zu werden. Die Böcke wachsen bis zu einem Meter hoch, die weiblichen Tiere sind etwas kleiner. Typisch ist der lange Kopf mit der langen Schnauze.

Die ersten Merinoschafe finden um 1300 bei den Berbern zum ersten Mal die Erwähnung einer Haltung, die damals schon die Vorteile der Fasern erkannten und nutzten. In Deutschland wurden jedoch viele Merinoschafe, die im 18. Jahrhundert hierher gelangten, mit heimischen Schafsrassen gekreuzt.

Merino-Wolle kommt von Merinoschafen
© pranodhm – stock.adobe.com

Einen Vergleich wert – Merino versus Schurwolle

Eigentlich ist Merino- und Schurwolle das gleiche. Denn bei Merino handelt es sich um eine Unterart der bekannten Schafwolle. Auch die Merinoschafe werden geschoren. Das Merinoschaf ist hierbei allerdings eine ganz besondere Rasse, wie oben bereits beschrieben. So ist auch die Merinowolle etwas ganz Besonderes, allerdings mit den ganzen guten Eigenschaften, welche die Schurwolle von anderen Schafsrassen auch besitzt. Der deutliche Unterschied zwischen Merino und der uns in den hiesigen bekannten Gebieten als Schurwolle bezeichneten Schafwolle ist der, dass Kleidungsstücke aus Merino um einiges leichter sind als die dicken Pullover aus Schafwolle. Zudem kratzen die Merinofasern nicht und können aufgrund ihrer guten Eigenschaften sowohl im Sommer kühlend wirken als auch im Winter wärmen. Pullover und Jacken aus Schurwolle hingegen sind nur für den Winter zum Wärmen geeignet. Aus dem Grund ist auch das Stricken der Merino-Garne sehr viel angenehmer. Beim Stricken gleiten nämlich die leichten Garne angenehm und weich über die Hände.